Das Coronavirus in Guinea

Die COVID-19-Pandemie hält die gesamte Welt in Atem und auch das Westafrikanische Land Guinea bleibt davon nicht verschont. In diesem Artikel erfahren Sie aktuelle Informationen zum Coronavirus in Guinea und was das Virus für die Lehrlinge im KIRA Schneideratelier bedeutet.

Schlechte Voraussetzungen zu Beginn der Pandemie

Guinea ist eines der ärmsten Länder der Welt. Daher verwundern die Missstände im Gesundheitswesen kaum: Der Zugang zu sauberem Wasser ist in Westafrika teilweise nur ausserhalb der Wohnung möglich. Es mangelt grundsätzlich an medizinischem Personal, Desinfektionsmitteln, Seife, Schutzmaterial, Spitalbetten und Beatmungsgeräten.

Als nationales Corona-Zentrum dienen lediglich einige Zelte im Innenhofes einen Krankenhauses. Oft fehlt es an Atemschutzmasken und Schutzanzügen. Die physische Distanzierung in grossen Armenvierteln ist schwer umsetzbar. Auch der virtuelle Unterricht oder Homeoffice ist für die wenigsten Menschen eine Option.

Verschiedene Faktoren begünstigen zusätzlich die Ausbreitung des Coronavirus. Millionen von Menschen sind durch HIV, Malaria oder weitere Erkrankungen gesundheitlich vorbelastet. Zudem ist ein Grossteil der Bevölkerung durch Mangelernährung geschwächt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte daher im März 2020, dass Afrika durch das Coronavirus schwer getroffen werden könnte. Der Kontinent müsse sich «auf das Schlimmste vorbereiten», verkündete WHO-Chef Tedros Ghebreyesus.

Tatsächlich: Tiefe Fallzahlen

Bisher hat sich das Schreckensszenario glücklicherweise nicht bewahrheitet. Obwohl Guinea einige Millionen mehr Einwohner hat als die Schweiz, verzeichnen sie signifikant weniger Erkrankungen und Todesfälle durch das Corona Virus. Vergleichen Sie dazu die untenstehende Tabelle (Stand 29.03.2021).

Schweiz Guinea
Einwohner 8.6 Mio 12.53 Mio
Erkrankte 597’000 19’670
Neue Krankheitsfälle pro Tag rund 2’000 rund 70
Todesfälle im Krankenhaus 9’621 89

Doch warum ist das so? Die tiefen Zahlen sind sicherlich auch kritisch zu hinterfragen. Nicht immer kann davon ausgegangen werden, dass offizielle Zahlen vollständig sind oder auch wirklich der Wahrheit entsprechen.

Dennoch können die tiefen Werte nicht ausschliesslich an unzuverlässigen Daten liegen. Ein zentraler Faktor sind sicherlich die sehr früh angesetzten und teilweise radikalen Massnahmen wie Grenz- und Schulschliessungen, Reisebeschränkungen, Maskenpflicht, Ausgangssperren, Abstandsgebote und Tests. Hier kommt dem Kontinent die langjährige Erfahrung in der Seuchenbekämpfung zugute. Afrika hat gelernt, Infektionskrankheiten effektiv zu bekämpfen. Entsprechende Massnahmen sind in der Bevölkerung breit akzeptiert.

Ein weiterer Vorteil ist die junge Bevölkerung, wodurch mit geringeren Todesfallzahlen und weniger schweren Verläufen zu rechnen ist. Einige Experten vermuten ausserdem, dass die afrikanische Bevölkerung möglicherweise bereits unbemerkt durchseucht wurde oder durch den intensiven Kontakt mit verschiedenen Erregern über ein trainiertes Immunsystem verfügt, das vor schweren COVID-19-Verläufen schützt.

Arme Länder werden von Corona stärker getroffen

Trotz der bisher positiven Entwicklung schafft das Coronavirus in vielen afrikanischen Ländern enorme wirtschaftlichen und sozialen Kosten. Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren und soziale Missstände wurden verstärkt. Die wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns hinterlassen tiefe Spuren.

Zu Beginn der Pandemie wurde angenommen, dass Corona die ganze Welt gleichermassen betrifft. Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass ärmere Regionen deutlich stärker getroffen werden und der Graben zwischen Arm und Reich noch tiefer wird.

Besonders sichtbar wird dies bei den Verteilungskämpfen um die Impfdosen. Obwohl politische Entscheidungsträger zunächst betonten, dass eine faire weltweite Verteilung die einzig sinnvolle Strategie für eine rasche Eindämmung sei, sicherten sich finanzstarke Industrieländer Impfdosen im Überfluss. Weniger zahlungskräftige Länder gingen vorerst leer aus.

Guinea hat als eines der ersten afrikanischen Länder bereits Impfungen verabreicht. Seit Ende Dezember wurden in Conakry auf experimenteller Basis 55 Personen mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft. Vor zwei Wochen sind bereits weitere Dosen eingetroffen.

Weiterhin gibt es Expertenmeinungen, die besagen, dass Westafrika die Katastrophe noch bevorsteht. Nkengasong, der Direktor der afrikanischen Centers for Disease Control and Prevention, sprach in verschiedenen Interviews von einer «verzögerten Pandemie». Zusätzlich hat Guinea zurzeit auch noch mit neu auftretenden Ausbrüchen von Ebola zu kämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung weiterhin positiv verläuft und die prophezeite Katastrophe ausbleibt.

Corona trifft auch die KIRA Lehrlinge hart

Als direkte Folge der verschärften Massnahmen im Frühjahr 2020 musste auch das KIRA Schneideratelier wenige Monate nach der Eröffnung von April bis Mitte November 2020 geschlossen bleiben. Die Lehrlinge befürchteten, vielleicht gar nicht mehr ins Atelier zurückkehren zu können.

Viele Familien haben aufgrund der Pandemie mit finanziellen Problemen zu kämpfen. So auch die Familien einiger Lehrlinge. Diese mussten ihre Lehre unterbrechen, um stattdessen als Hilfskräfte zu arbeiten. Damit sichern sie ihren Eltern ein wenig mehr Geld zum Überleben.

Seit Ende 2020 sind die Schulen in Guinea wieder geöffnet. Doch die Lage bleibt nach wie vor unsicher. Zur Zeit gilt überall Maskenpflicht und reduziertes Personal in allen Gebäuden. Es dürfen nur maximal zwei Lernende zusammen mit der Lehrerin gleichzeitig im KIRA Atelier arbeiten.

KIRA-Mädchen-an-der-Nähmaschine

Helfen Sie mit!

Unterstützen Sie uns dabei, den Betrieb in unserem Nähatelier aufrecht zu erhalten. Mit Ihrer Spende besorgen wir Material, damit unsere Lehrlinge sich und anderen Schutzmasken nähen können. Ausserdem bezahlen wir unseren Lehrlingen mit Ihrer Unterstützung einen Lehrlingslohn. Damit können sie ihre Familien nachhaltig finanziell unterstützen.