Zwangsehen in Afrika: Eine gesellschaftliche Herausforderung

Zwangsverheiratung ist eine Menschenrechtsverletzung und eine schädliche Praxis, an der Kinder und Erwachsene weltweit leiden. Besonders Mädchen und junge Frauen in Afrika sind davon betroffen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über das Problem der Zwangsehe und was KIRA dagegen unternimmt.

Was ist eine Zwangsehe?

Zwangsverheiratungen sind Ehen, in denen mindestens eine der beiden Parteien nicht persönlich ihre volle und freie Zustimmung zu der Verbindung ausgedrückt haben. Wenn wenigstens eine der beiden verheirateten Personen noch keine 18 Jahre als ist, spricht man von einer Kinderehe. Auch eine Kinderehe wird als eine Form der Zwangsehe betrachtet.

Sowohl Männer als auch Frauen können Opfer von Zwangsehen werden. Allerdings sind Mädchen und junge Frauen überproportional betroffen. Laut der Kinderrechtsorganisation „Save the Children“ werden jedes Jahr mindestens 12 Millionen Mädchen gegen ihren Willen verheiratet, noch bevor sie das Alter von 18 Jahren erreicht haben. Das sind mehr als 22 Mädchen pro Minute.

Zwangsverheiratung ist eine Menschenrechtsverletzung

Eine Zwangsverheiratung stellt einen gravierenden Eingriff in die Selbstbestimmung eines Menschen dar. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Zwangsheirat gar als eine “moderne Form der Sklaverei”. Tatsächlich ist die freie Wahl des Ehepartners oder der Ehepartnerin ein internationales Menschenrecht. Ein Recht, das leider immer noch vielen Menschen verwehrt wird.

Hinzu kommt, dass Zwangsehen oft mit physischer oder psychischer Gewalt verbunden sind. Oftmals gehen Zwangs- und speziell Kinderehen auch mit frühen und häufigen Schwangerschaften und Geburten einher, was zu einer überdurchschnittlich hohen Mortalitätsrate bei den Müttern führt. Zwangsehen können auch dazu führen, dass Betroffene versuchen aus ihren Gemeinschaften zu fliehen oder gar Selbstmord begehen, um der Ehe zu entkommen.

Afrika überdurchschnittlich betroffen

Trotz der Bemühungen internationaler Menschenrechtskonventionen sind Zwangsehen in der Praxis nach wie vor weit verbreitet. Dank internationaler Verbote, nationalen Gesetzgebungen und unterstützenden Organisationen konnte die Zahl der jährlichen Kinderehen in den letzten Jahren zwar gesenkt werden. Es ist jedoch schwierig, Statistiken über die tatsächliche Anzahl aller geschlossenen Zwangsehen zu finden.

Die meisten Zwangsverheiratungen finden gemäss Schätzungen in Südasien und Afrika statt. Von den zwanzig Ländern weltweit, in denen Zwangsehen am häufigsten vorkommen, liegen vierzehn in Afrika. Ein Bericht des guineischen Ministeriums für Soziale Angelegenheiten aus dem Jahre 2013 zeigt: In Guinea finden so viele Zwangsehen statt wie in kaum einem anderen afrikanischen Land. Im Durchschnitt werden drei von fünf Mädchen vor ihrem siebzehnten Geburtstag verheiratet.

Mögliche Gründe für Zwangsehen

Zwei wichtige Ursachen für Zwangsehen in Afrika sind die Kultur und die Armut. Durch Zwangsehen versuchen Familien in der Regel, ihre gesellschaftliche oder wirtschaftliche Lage zu verbessern. Gerade in armen Familien wird die schulische Bildung von Mädchen meist als wirtschaftlich sinnlos betrachtet. Ohne Bildung haben die Mädchen aber kaum Chancen, Geld zu verdienen. Die Armut der Familie wird also noch zusätzlich verstärkt.

Stattdessen werden die Mädchen möglichst jung verheiratet. In vielen Kulturen ist es üblich, dass die Familie des Mannes einen Brautpreis für die Heirat bezahlt, meist an den Vater der Braut. Ausserdem zieht die Braut nach der Heirat in der Regel zur Familie ihres Mannes und wird fortan von ihnen “versorgt”.

KIRA setzt sich ein gegen Zwangsehen in Guinea

Das Bekämpfen von Zwangsehen ist auch ein Ziel von KIRA. Wir möchten Kindern und Jugendlichen in Conakry ermöglichen, die Schule zu besuchen oder eine Ausbildung in unserem Schneideratelier zu absolvieren.

Alphabetisierung und das Erlernen eines relevanten Berufes soll die Jugendlichen befähigen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Dadurch werden den jungen Erwachsenen die nötigen Grundbausteine mit auf den Weg gegeben, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Zudem wird den Kindern und Jugendlichen während der Ausbildungszeit ein offenes Ohr geboten, um über mögliche Probleme zu sprechen und gemeinsam gegen sie anzukämpfen. Ganz nach dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe.

Unser Ziel ist es, den Lernenden in unserem Atelier einen Lehrlingslohn zu zahlen, wie es auch in Schweizer Lehrbetrieben üblich ist. Dieser Lohn würde es den Lernenden ermöglichen, ihre Familie während ihrer Ausbildung finanziell zu unterstützen. Leider fehlen uns im Moment noch die finanziellen Mittel, um den Jugendlichen einen solchen Lehrlingslohn zu bezahlen. Aber bereits Ihre Spende macht es möglich!